Sei dankbar.

Sonntagvormittag, Anfang Februar in Hamburg. Als ich an der U-Bahn-Haltestelle aussteige weht mir ein eiskalter Wind entgegen. Ich kuschle mich in meinen Schal und friere. Schnell nach Hause. 

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Im Augenwinkel nehme ich ein Bündel aus Decken und Schlafsäcken wahr, zwei Obdachlose schützen sich vor der Kälte. Das sehe ich heute nicht zum ersten Mal. Mit starrem Blick laufe ich daran vorbei, dann werde ich nach Kleingeld gefragt. Zum Deckenwirrwarr gewandt sieht mich ein junges aber müdes Gesicht direkt an. Mehr zu mir selbst murmle ich routinemäßig eine Entschuldigung vor mich hin und gehe weiter. Er wünscht mir einen schönen Sonntag. 

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Ich schäme mich. Bis ich zuhause bin überlege ich mir wie ich helfen kann. Eigentlich beschäftigt es mich den ganzen Tag. Mit Freunden zusammen suchen wir letztlich warme Kleidung und Decken zusammen, ich koche eine Suppe, meine Freundin kocht eine Kanne heißen Tee. 

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Als ich das letzte Mal an diesem Tag zu den beiden Obdachlosen gehe, ist gerade nur die junge Frau da. Mit dem wärmenden Tee in der Hand sieht sie mich an und hat Tränen in den Augen. Sie bedankt sich für die Hilfe, erzählt von sich und ihrem Begleiter. Auch ich bin den Tränen nahe, die Situation ergreift mich. «Wir sind stark», sagt sie und nickt mir zu.

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Zurück in meinen warmen vier Wänden weiß ich nicht wohin mit meinen Gefühlen. Mich überwältigt Trauer und Mitgefühl. Scham und Hilflosigkeit, weil man abstumpft und ich erst über meinen Schatten springen musste um helfen zu können. Gleichzeitig empfinde ich Freude und Glück, weil ich mit so wenig so viel tun konnte. Für einen kurzen Moment hat sich meine Welt nicht nur um mich gedreht. Und am Ende des Tages erfüllt mich Dankbarkeit – für alles was ich im Leben habe, für die Erfahrung und für die Stärke in den Augen der jungen Frau. Mehr davon. Öfter hinsehen. Jeder kann die Welt verändern.

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